Vorbereitung auf das Schwimmen in kaltem Wasser und bei kaltem Wetter

Seit dem Frühjahr 2020 ist es egal in welcher Jahreszeit wir uns befinden, es gibt immer irgendwo kaltes Wasser oder auch kaltes Wetter. Auch wenn es im Frei-/Schwimmbad angenehmer und einfacher ist zu schwimmen, kann es nicht schaden sich kurz unseren Ratgeber als Vorbereitung auf das Schwimmen in kaltem Wasser und bei kaltem Wetter anzusehen. Es ist auch egal, ob du planst mit oder ohne Schwimmneopren das Freiwasser-Abenteuer zu starten. Hier findest du unsere Top-Tipps zum Open Water Training.

Ausstattung vorbereiten

Es ist sinnvoll einen Neoprenanzug zu tragen

Zuerst solltest du versuchen, die Wärme zu halten. Das ist wahrscheinlich ziemlich offensichtlich, aber du musst einen Schwimm Neoprenanzug tragen. Wenn Du feststellst, dass Dein Rumpf immer noch kalt wird, schaue nach einem dickeren Trainingsneoprenanzug oder sogar einer Wärmeweste aus Neopren darunter, um eine zusätzliche Isolation zu erhalten

Solltest du nur ein kurzes Bad nehmen wollen, kannst du natürlich auch ohne Neoprenanzug ins kalte Wasser steigen. Meist ist die Intention hierfür den Körper auf touren zu bringen und das Immunsystem zu stärken.

Für uns geht es in diesem Beitrag eher um das Schwimmen an sich, das Training auch wenn es sonst keine anderen Möglichkeiten gibt. Die Chance auf längere Einheiten und öfter in der Woche zu trainieren.

Eine Neoprenhaube aufsetzen

Damit meinen wir keine kuschelige, wollige Mütze. Wenn Du wirklich unter der Kälte des Wassers leidest, solltest Du sicherstellen, dass Du eine Neopren-Schwimmkappe hast, um den „ultimativen Gehirnfrost“ zu verhindern. Wir verwenden eine mit Kinnriemen, diese garantiert einen sichereren Sitz, die Ohren sind auch zu 100% abgedeckt und bleiben warm.

Natürlich gibt Neoprenhauben ohne Kinnriemen und sind deine Wahl falls du keine Druck am Kinn spüren möchtest. Neoprenhauben mit Nacken stehen dir zur Verfügung wenn du deinen Hals auch vor dem Kalten Wasser schützen willst.

Ein Silikon Badekappe kann bei kühlem Wasser helfen, bei kaltem Wasser solltest du zu einem Produkt aus Neoprenmaterial greifen.

Dein Gesicht benötigt Abhärtung

Das musst du üben, leider gibt es keinen aktuellen effektiven Schutz für dein Gesicht. Somit wird es bei besonderer Kälte immer so sein, dass dir dein Gesicht schmerzt, vor allem beim Reingehen. Ein nadliges Gefühl wird sich auf deinen Wangen und den Backen breit machen. Konzentriere dich auf deine Schwimmtechnik und das unangenehme Brennen wird mit der Zeit leichter und erträglicher.

Achte auf die Zeichen deines Körper und sollte es wieder unangenehmer werden versuche dein Gesicht aus dem Wasser zu halten und es trocken zu bekommen. Sei gewiss, nach dem schwimmen wird dein Kopf besonders schnell wieder warm. Da es in der Kaltphase stark durchblutet war, bekommst du ein rotes Gesicht und es dauert eine kurze Zeit bis dein Körper die Durchblutung zurück reguliert.

Halte deine Finger und Zehen warm

Du verlierst viel Wärme durch deine Hände und Füße, deshalb ist es wichtig, sie bei Kälte warm zu halten. Am Anfang ist dies noch nicht so wichtig, da dein Körper versucht alle Regionen auf Temperaturniveau zu halten. Leider klappt das immer schlechter um so länger du dich in kaltem Wasser aufhältst. Hier empfiehlt es sich dann einfach Neopren-Schwimmhandschuhe und -Socken zu verwenden – diese bieten den besten Schutz unter kältesten Bedingungen. Verschiedene Modelle von unterschiedlichen Marken wie , Blue Seventy, HUUB, orca oder Zone3 bieten sich an.

Schwimmboje für deine Sicherheit

Benutze eine Schwimmboje mit oder ohne Trockenfach. Werde von anderen im Freiwasser gesehen, Nimm dein Mobiltelefon oder Autoschlüssel mit. In Kombination mit einer farblich auffallenden Badekappe, erkennt dich jeder Wasserteilnehmer auf aus weiterer Entfernung. Falls nötig, kannst du die Boje auch als Auftriebshilfe verwenden.
ACHTUNG – keine der Schwimmbojen wird dich ohne aktive Mithilfe über Wasser halten können! Es bleibt bei einer Unterstützung.

Bevor Du ins Wasser gehst, solltest Du noch etwas beachten

Es wird kalt werden. Bereite dich mental auf den ersten Schock deines Körpers vor und plane deine ersten Armzüge. Tritt langsam ins Wasser und atme ein paar Mal tief durch. Wenn es das erste Mal ist, dass Du wirklich in kälterem Wasser schwimmst, dann kann es Dich mental aufwühlen, aber bleibe ruhig und gerate nicht in Panik. Fokusiere dich auf deine Gedanken:
– Weshalb du das machen willst.
– Wie gut du vorbereitet bist und es nur Überwindung kostet
– Du sehr gut für dich und deine Begleiter vorgesorgt hast

Ist das Wasser sicher?

Denke an die Verschmutzung des Strandes oder Ufers, an die Strömung im Meer, die möglicherweise vorhanden sind; stelle sicher, dass es eine sichere Stelle gibt, an der Du ins und aus dem Wasser kommst. Bei kaltem Wasser sind flache Stellen zu bevorzugen, einfach um koordiniert und kontrolliert ins Wasser gehen zu können. Suche dir fixe Punkte am Ufer für die Streckenplanung oder bespreche in der Gruppe wo ihr am Ende des Schwimmens wieder ankommen wollt. Informiere dich über mögliche Gezeiten des Meeres. Solltest du viel in Ufernähe schwimmen, bedenke im Meer Felsenbereiche oder schroffe Ufer. An einem See können überstehende Bäume oder Gestrüpp stören. Empfehlenswert ist, dass du dieses Unternehmen nicht alleine machst, deshalb würde ich immer mit einem Freund gehen oder bei einem organisierten Schwimmen teilnehmen.

Wie stark bist du als Schwimmer?

Wenn du zum ersten Mal schwimmst, überlege dir, wie stark du schwimmen kannst, wie die Wasserbedingungen sind, wie gut du dich an das Wasser gewöhnt hast, wie es um deine Ausdauer bestellt ist und wie die Wetterbedingungen sind. Vergesse deshalb nicht, dass Du in einem Hallenbad anders stark bist als im Freiwasser. Sei eher defensiv eingestellt und freue dich wenn es beim Ersten Mal schon sehr gut geklappt hat und du dann gleich zum Nächsten Mal die Zeit oder Distanz erhöhen kannst. Bitte kläre das auch in der Gruppe ab, wer, was erwartet und wie stark sich jeder Einzelene einschätzt und vorbereitet hat. WICHTIG – der schwächste Schwimmer ist das Maß für alle anderen.

Welche Temperatur hat das Wasser?

Unter 6 °C ist es eiskalt, unter 12 °C ist es sehr kalt, zwischen 12 und 16 °C ist es kühl, zwischen 16 und 20 °C ist es so warm, dass man sich auch ohne Neoprenanzug wohlfühlen kann, und über 20 °C ist es mild. In Deutschland dauert es bis April, bis das Wasser zweistellig wird, obwohl dies je nach Winter variieren kann, und es bleibt bis Ende Oktober über 10 °C. Im Sommer kann es über 20 °C warm werden, aber auch hier kann es je nach Wetterlage variieren. Da nicht jeder das selbe Wärme/Kältegefühl hat können speziell im Bereich 10°C-16° die Gefühlslagen sehr weit auseinander liegen und die Ausrüstung des anderen sehr variieren.

Freiwasser Schwimmen mit Boje

Übung macht den Meister

Wenn du es nicht gewohnt bist, in kaltem Wasser zu schwimmen, dann arbeite dich vorsichtig ein. Schau nach, ob du ein Strandbad oder ein Freibad in deiner Nähe hast und mach hier eine Sitzung (in deinem Neoprenanzug), bevor du den Sprung ins offene kalte Wasser machst. Vielleicht ist dein erstes Training auch schon damit erledigt die Temperatur des Wassers zu messen, den See zu betreten und nach 5 Minuten wieder zu verlassen, mit dem Gedanken und dem guten Gefühl den ersten Großen Schritt getan zu haben.

Du bist bereit los zu legen

Gehe langsam ins Wasser, denn der anfängliche Temperaturwechsel (Kälteschock) kann zu Hyperventilieren führen. Dein Körper wird sich durch wiederholten Kontakt mit kaltem Wasser daran gewöhnen. 5-6 Mal drei Minuten im kalten Wasser reichen aus, um die Anpassung zu unterstützen, aber auch dann ist es wichtig, das Wasser zu respektieren und es langsam anzugehen. Aus diesem Grund ist es wichtig, nicht ins Wasser zu springen, da der Schock zu Atemstillstand führen kann wenn der Temperaturunterschied besonders groß ist.

Sobald Du länger im Wasser bist, kann ein sogenannter Kälteschock eintreten. In diesem Fall verringert sich die Durchblutung deiner Gliedmaßen. Deine Muskeln verlieren an Kraft und das Schwimmen würde zunehmend schwieriger werden. Wenn Du frierst, kann sich dein Körper manchmal wärmer anfühlen als er ist, was an sich schon ein Gefahrenzeichen sein kann. Bleibe deshalb in der Nähe des Ufers und werde nicht übermütig, in die Mitte des Sees zu schwimmen.

Fühle dich nie unter Druck gesetzt, eine bestimmte Strecke oder Zeit im Wasser zu schwimmen, und versuche auch nicht das heutige schwimmen mit früheren Wochen zu vergleichen. Akzeptiere, dass es Tage gibt, an denen Du länger im Wasser bleiben und weiter schwimmen kannst als an anderen Tagen; dies kann je nach Müdigkeit oder Wetterlage variieren, wie bei jedem anderen Training auch. Es kann sein, dass Du manchmal nur ein paar Züge schaffst, bevor es wieder ins Trockene geht und das ist in Ordnung. Ein kurzes Eintauchen in kaltes Wasser für ein paar Minuten ist absolut in Ordnung und gut für dein körperliches geistiges Wohlbefinden.

Wann ist es Zeit aus zu steigen?

Verlasse das Wasser , wenn dir langsam Kalt wird und du das Gefühl hast langsam an zu fangen zu frieren. Das mag offensichtlich klingen, aber dein Verstand kann dir einen Streich spielen. Wenn Du über das Kältegefühl hinaus drinnen bleibst, kann es dir vom Gefühl her sogar wieder warm werden.

Sobald du das Wasser verlassen hast, besteht das Hauptrisiko in einem Nachbeben. Ein Nachbeben entsteht, wenn der Körper nach dem Verlassen des Wassers weiter abkühlt. Dies geschieht durch den Effekt der konduktiven Kühlung und kann bis zu 30 Minuten dauern. Du solltest verschiedene Maßnahmen ergreifen, um das Risiko eines solchen Schocks zu verringern. Trockne dich zunächst schnell ab, indem Du zuerst das Neo-Oberteil ausziehst und dann viele trocknene Bekleidungs-Schichten anziehst. Stelle dich auf etwas trockenes Warmes, damit die Wärme nicht aus deinen Füßen entweicht, und trinke alsbald etwas Warmes, z. B. aus einer Thermoskanne einen heißen Tee.

Schon unterkühlt?

Vor allem bei kaltem Wasser, aber auch dann, wenn es nicht kalt ist, besteht die Gefahr einer Unterkühlung. Von Unterkühlung spricht man, wenn die Körpertemperatur unter 35 °C sinkt. Anzeichen dafür sind unkontrollierbares Zittern, Koordinationsverlust, krallenartige Hände, Schwierigkeiten beim Sprechen und Schwäche in Armen und Beinen. Wenn Du jemanden siehst und glaubst, dass er unterkühlt ist, oder wenn Du das Gefühl hast, selbst unterkühlt zu sein, steige so schnell wie möglich aus dem Wasser.

Ziehe alle nassen Kleider aus, tupfe dich trocken, halte dich vom Wind fern und lege oder setze dich auf eine Bank, den Kofferraum vom Auto oder die Sitzbank. Ziehe viele Schichten an Bekleidung an und trinken zügig etwas Warmes (kein Koffein oder Alkohol), vorzugsweise mit Zucker. Suche dir dann ein warmes Plätzchen, und wenn vorhanden, kann eine Wärmflasche hilfreich sein. Sei Dir bewusst, dass eine Unterkühlung Dein Denkvermögen verlangsamt und Du dir deines Zustands möglicherweise nicht bewusst bist, wenn die Symptome beginnen.

Warmes Getränk

Kurze Zusammenfassung

Achte darauf, dass du ein großes Handtuch mit nimmst, um dich so schnell wie möglich einzuwickeln und abzutrocknen. Denke an ein warmes Getränk und warme Wechselkleidung. Bereite dich gewissenhaft vor, tausche dich mit anderen aus, nimm an Gruppenevents teil und lerne von deren Erfahrung.

Wir wünschen dir viel Spaß bei deinem Abenteuer Freiwasser Schwimmen.